Geschichte der sozialdemokratischen Frauenbewegung

Die sozialdemokratische Frauenbewegung in Wien blickt auf eine lange Tradition zurück.  

 

Im April 1948 erfolgte die Gründung des Wiener Frauenkomitees. 

 

Erste Vorsitzende wurde die Gewerkschafterin Wilhelmine Moik (1948-1963). Nach den ersten Nationalratswahlen der Zweiten Republik im November 1945 zieht sie für die SPÖ ins Parlament ein, wo sie bis Anfang der 1960er Jahre tätig ist. Das Heimarbeitsgesetz 1954, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz 1955, das Mutterschutzgesetz 1957, welches nach der Novellierung 1960 erstmals den bezahlten Karenzurlaub in Österreich bringt, tragen ihre Handschrift oder gehen auch auf ihre Initiative zurück.

 

Als Nachfolgerin wurde die langjährige Kampfgefährtin Lina Proksch (1963-1965) gewählt. Sie war bereits von 1948 bis 1962 Vorsitzende-Stellvertreterin des Wiener Frauenkomitees Darüber hinaus war sie Vorsitzende-Stellvertreterin der Wiener SPÖ, Mitglied des Parteivorstandes, viele Jahre stellvertretende Vorsitzende der Wiener Volkshilfe und half entscheidend beim Aufbau der Heimhilfe des Hausfrauenvereins „Die Frau und ihre Wohnung“ mit.

 

Von 1965 bis 1977 war Maria Hlawka Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen. Die nachhaltige Vertretung von Frauenanliegen war – neben ihrem sozialen und gesundheitspolitischen Engagement – einer der Schwerpunkte ihrer politischen Tätigkeit. Mehr als drei Jahrzehnte setzte sie sich für die Interessen der Frauen in Wien ein und hat damit die Entwicklung der Wiener Frauenpolitik entscheident mitgestaltet. 1954 wurde Hlawka in den Wiener Landtag und Gemeinderat gewählt, dem sie bis 1978 als Mandatarin angehörte. Von 1967 bis 1973 war sie Vorsitzende des Wiener Gemeinderats, 1967 wurde sie Dritte Landtagspräsidentin, 1969 Zweite und 1973 Erste Landtagspräsidentin – in den beiden letzten Funktionen war sie die erste Frau.

 

Anneliese Albrecht folgte von 1977 bis 1982 als Vorsitzende des Wiener Frauenkomitees. Sie war bereits stellvertretende Vorsitzende seit 1975. Außerdem war sie ab 1962 Redaktionsmitglied der sozialistischen Frauenzeitung ‚Die Frau’ und von 1967 bis 1979 deren Chefredakteurin. Im Jahr 1971 wurde sie in den Nationalrat gewählt, dem sie bis 1983 angehörte. Während dieser Zeit engagierte sie sich besonders im Justizausschuss (Fristenlösung, Strafrecht, Medienrecht). Von 1974 bis 1982 war sie Mitglied des Wiener Landesparteivorstandes. Von 1979 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1983 wirkte Anneliese Albrecht als Staatssekretärin für Konsumentenschutz im Kabinett Kreisky.

Friederike Seidl war von 1982 bis 1987 Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen. 1969 wurde Seidl in den Wiener Gemeinderat gewählt und 1983 war sie Amtsführende Stadträtin für Personal, Rechtsangelegenheiten und Konsumentenschutz. Sie war gemeinsam mit Johanna Dohnal eine der eifrigsten Betreiberinnen der Quotenregelung. Die in den Jahren 1989-1991 errichtete Wohnhausanlage, 5., Viktor-Christ-Gasse 15-17, trägt den Namen Friederike Seidl-Hof.

 

Von 1988 bis 1996 war Ingrid Smejkal Frauenvorsitzende. Smejkals Engagement in der Jugend – und Familienpolitik sowie im Sozialwesen zeigte Vorbildwirkung im In- und Ausland 1976 bis 1978 gehörte Smejkal dem Bundesrat an, 1978 wurde sie in den Wiener Gemeinderat und Landtag gewählt, dem sie bis 1981 sowie von 1984 bis 1996 angehörte. Zwischen 1981 und 1984 wirkte sie als Abgeordnete zum Nationalrat. Von 1984 bis 1994 war sie Amtsführende Stadträtin für die Bereiche Bildung, Jugend, Familie sowie Soziales und Frauenfragen. Seit 1987 war sie als Vizebürgermeisterin und Landeshauptmann-Stellvertreterin tätig. In ihre Amtszeit fällt zum Beispiel die Gründung der MA 57, der Frauenabteilung der Stadt Wien, die Schaffung des 3. Wiener Frauenhauses, die Einrichtung der Gemeinderätlichen Behindertenkommission, die Einrichtung von Integrationsklassen an Wiener Pflichtschulen, die Gründung des Ganslwirtes, die Schaffung einer weisungsfreien Kinder- und Jugendanwaltschaft und die Einrichtung der Wiener Schuldnerberatung.

 

Von 1997 bis 2019 war Renate Brauner Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen, stellvertretende Vorsitzende der Bundesfrauenorganisation, stellvertretende Landesparteivorsitzende der Wiener SPÖ sowie stellvertretende Bundesparteivorsitzende. Sie setzte sich insbesondere gegen Gewalt an Frauen sowie für die Förderung von Frauenvereinen. Unter Brauners Anleitung wurde der 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien geschaffen und ausgebaut. Außerdem führte sie 2009 den beitragsfreien Kindergarten von 0-6 in Wien als historische, frauenpolitische Maßnahme ein. 

Brauner gehörte 1983 bis 1990 der Bezirksvertretung Margareten an und wechselte 1990 in den Wiener Gemeinderat und Landtag. Seit 1996 war sie als Amtsführende Stadträtin für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz, Personal und Tierschutz und von Juli 2004 bis Jänner 2007 Amtsführende Stadträtin für Gesundheit und Soziales. 2007 wurde Renate Brauner zur Amtsführenden Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke und zur Vizebürgermeisterin bestellt. Außerdem war sie als Präsidentin des Wiener Tourismusverbandes, Präsidentin des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds und Präsidentin des Zuwandererfonds tätig. Ab 2015 übernahm sie erneut das Amt der Amtsführenden Stadträtin für Finanzen, Wirtschaft und Internationales bestellt.  

Als Frauenvorsitzende konnte Renate Brauner weitere wichtige Erfolge feiern: Sie etablierte Gendersensible Sprache und Gender Budgeting bei der Stadt Wien etabliert, rief den “Wiener Töchtertag”, den “Wiener Frauenpreis” und die WASt für gleichgeschlechtliche Lebensweisen ins Leben. Außerdem setzte sie zahlreiche Maßnahmen zur Förderung von Mädchen und Frauen im Bereich Bildung und Arbeitsmarkt sowie im NGO-Bereich. 

 

Seit April 2019 ist Marina Hanke Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen.

 

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