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Geschichte der sozialdemokratischen Frauenbewegung in Wien

Von den Anfängen

Die Frauenbewegung in der Sozialdemokratie hat eine lange Geschichte. Als Teil der proletarischen Bewegung begannen Frauen bereits in der frühen Industrialisierung für ihre Rechte zu kämpfen. Niedrige Löhne und Ausbeutung betrafen sowohl Arbeiter als auch Arbeiterinnen. 

Bereits 1848 gingen Frauen für mehr Mündigkeit auf die Straße und kämpften in der Revolution bewaffnet Seite an Seite mit den Männern. Am 21. August 1848 kam es zur ersten Frauendemonstration in Österreich. Als Reaktion auf eine ungerechte, geschlechtsspezifische Lohnkürzung gingen Erdarbeiterinnen auf die Straße. Die Demonstration endete blutig und ging als Praterschlacht in die Geschichte ein. 

Innerhalb der Sozialdemokratie spielten Frauen und der Kampf für Frauenrechte von Beginn an eine zentrale Rolle. So wurden bereits 1891 die Forderung nach dem Frauenwahlrecht und 1901 die Befreiung der Frauen und der Kampf für die Frauenrechte in das Parteiprogramm aufgenommen. 

Die frühen Frauenvereine

Die sozialdemokratischen Frauen demonstrierten, streikten, publizierten und organisierten sich in Vereinen. Letzteres bedurfte einigen Mutes, da der Paragraph 30 des Vereinsgesetzes von 1867 besagte, dass "Ausländer, Frauenpersonen und Minderjährige" nicht als Mitglieder politischer Vereine geführt werden durften. Dieser Paragraph wurde erst 1918 aufgehoben. Sie forderten unter anderem das Frauenwahlrecht, den 8-Stunden-Tag und eine zweiwöchige Schutzfrist vor der Geburt. 

1871 gründeten Sozialdemokratinnen trotzdem den Arbeiterinnen-Bildungsverein, der vor allem nach 1890 immer mehr Zulauf fand. Dieser ermöglichte Arbeiterinnen Bildung und Wissen zu erlangen, da ihnen der Zutritt zu Gewerkschaften verwehrt war. Dies war nicht der einzige Stein den Genossen ihren Genossinnen in den Weg legten. Die Organisation in Vereinen stieß auf Widerstand auch wegen der Befürchtung, dass sich die Frauen abspalten würden. 

Am 1. Mai 1891 zogen die sozialdemokratischen Frauen erstmals mit einem eigenen Zug zur Maifeier ein. 1892 wurde dann die Arbeiterinnen-Zeitung gegründet, die die Hauptanliegen der Frauen beinhaltete. Erste Redakteurin war Adelheid Popp, eine Fabrikarbeiterin, die zu einer der wichtigsten Figuren innerhalb der frühen Sozialdemokratie wurde. 

Das Frauenreichskomitee 

1898 wurde schließlich das Frauenreichskomitee – der Vorläufer des späteren Bundesfrauenkomitees bzw. Bundesfrauenvorstand – im Zuge der ersten sozialdemokratischen Frauenkonferenz gegründet. Auslöser war die Forderung der politischen Integration von Frauen in die Partei, gegen die sich männliche Genossen oft querstellten. Frauen boykottierten zwei Parteitage und stießen bei den männlichen Delegierten eher auf Hohn, statt ernstgenommen zu werden. 

Erst 1909 gestand die Sozialdemokratische Partei dann den Genossinnen eine eigene Frauenorganisation als Parteiorgan zu, und es dauerte weitere 10 Jahre bis sie auf legistischer Ebene in die Partei integriert wurden. 

Nachdem 1918 das allgemeine Wahlrecht und damit Frauenwahlrecht eingeführt wurde, gewann die Frauenorganisation nochmal an Bedeutung. Sie organisierte Frauen und klärte Frauen über ihre gesellschaftliche Position als Arbeiterinnen auf. 

Frauen ziehen ins Parlament

Bereits 1919 nach Erhalt des Wahlrechts zogen sieben Sozialdemokratinnen ins Parlament ein:  Anna Boschek, Emmy Freundlich, Adelheid Popp, Gabriele Proft, Therese Schesinger, Amalie Seidel, Maria Tusch

Zentrale Forderungen waren der gleiche Zugang zu Bildungs- und Berufsmöglichkeiten bei gleichem Lohn für gleiche Leistung und die Schaffung von sozialpolitischen Einrichtungen gegen die Doppel- und Dreifachbelastung der Frauen, die Änderung des patriarchalischen Familienrechts, die Fristen- und Indikationenregelung und ein umfassendes Sozialversicherungssystem; weiter die rechtliche Gleichstellung von Ehefrau und Lebensgefährtin bzw. von ehelichen und unehelichen Kindern – Forderungen, die erst Jahrzehnte später realisiert werden konnten. So forderten die SPÖ Frauen die Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruches bereits im Parteiprogramm 1926. Als Kompromiss wurde ein Gesetzestext mit Fristen - und danach Indikationslösung ins Parlament eingebracht.

Verfolgung und Illegalität 1934-1945 

Im Austrofaschismus und ab 1938 im Nationalsozialismus wurde die sozialdemokratische Partei verboten und auch die Frauen der Bewegung verfolgt, inhaftiert, hingerichtet und vertrieben. Viele Frauen blieben auch aus der Illegalität heraus im Widerstand aktiv. Rosa Jochmann steht als Symbol für viele stillen Heldinnen der Sozialdemokratie (Maria Emhart, Hilde Krones, Käthe Leichter, Gabriele Proft, Wilhelmine Moik, Rudolfine Muhr, Friederike Nödl, Helene Potetz, Marie Pokorny, Karoline Proksch, Hermine Hromada, Erna Eberl, Maria Polak, Josefine Brunner u.v.a.)

Nach Ende des 2. Weltkrieges gründeten sich die Sozialdemokratie und auch die Frauenorganisation neu. Erste Frauenzentralsekretärin (heute: Bundesfrauengeschäftsführerin) war Rosa Jochmann. In der Nachkriegszeit errangen die Sozialdemokratinnen zahlreiche Verbesserungen. 

Aufbruch in den 1970ern 

Mit der SPÖ-Alleinregierung konnten in Österreich zahlreiche Forderungen der sozialdemokratischen und der weltweit erstarkten autonomen Frauenbewegung umgesetzt werden. Zahlreiche Forderungen, die schon in der ersten Republik Teil der sozialdemokratischen Frauenbewegung waren, konnten endlich umgesetzt werden: die Reform des Familienrechts und damit die Abschaffung des männlichen Familienoberhaupts, die Fristenlösung oder die Auflösung von Frauenlohngruppen in Kollektivverträgen. Gewalt gegen Frauen rückte als Problem in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit und Bildungswege wurden für Mädchen geöffnet. 

In Bruno Kreiskys Kabinett wurden gleich neue vier Staatssekretärinnen im Zuge seines „Paukenschlages“ ernannt: Johanna Dohnal (Allgemeine Frauenfragen im Bundeskanzleramt), Franziska Fast (Fragen der berufstätigen Frauen im Sozialministerium), Beatrix Eypeltauer (Wohnbaufragen im Bautenministerium) und Anneliese Albrecht (KonsumentInnenfragen im Handelsministerium) sowie die bereits davor aktive Elfriede Karl (Staatssekretärin im Finanzministerium). Johanna Dohnal wurde schließlich 1991 durch die erstmalige Trennung von Frauenagenden von Familienthemen die erste Frauenministerin Österreichs.

Pressereaktionen

Frauenpolitik nach den 1970ern

Auch seit den 1970ern gab es zahlreiche Errungenschaften der Frauenpolitik, wie das Gleichbehandlungsgesetz mit einem umfassenden Diskriminierungsverbot, die Einführung und Ausweitung des AlleinverdienerInnenabsatzbetrags, Vergewaltigungen in der Ehe werden strafbar, Verbesserungen im Erbrecht insbesondere die Gleichstellung unehelicher Kinder, die Einführung des Elternkarenzurlaubes und der Elternteilzeit, die Einführung eines Frauenministeriums, die Strafbarkeit von sexueller Belästigung bis hin zur Gleichstellung der Geschlechter in der Verfassung. Auch innerhalb der Parteistrukturen wurden mit Quotenregelungen Fortschritte für Frauen errungen. 

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Die Wiener SPÖ Frauen und das Wiener Frauenkomitee (Wiener Frauenvorstand)

Erste Vorsitzende wurde die Gewerkschafterin Wilhelmine Moik (1948-1963). Nach den ersten Nationalratswahlen der Zweiten Republik im November 1945 zieht sie für die SPÖ ins Parlament ein, wo sie bis Anfang der 1960er Jahre tätig ist. Das Heimarbeitsgesetz 1954, das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz 1955, das Mutterschutzgesetz 1957, welches nach der Novellierung 1960 erstmals den bezahlten Karenzurlaub in Österreich bringt, tragen ihre Handschrift oder gehen auch auf ihre Initiative zurück.

Als Nachfolgerin wurde die langjährige Kampfgefährtin Lina Proksch (1963-1965) gewählt. Sie war bereits von 1948 bis 1962 Vorsitzende-Stellvertreterin des Wiener Frauenkomitees. Darüber hinaus war sie Vorsitzende-Stellvertreterin der Wiener SPÖ, Mitglied des Parteivorstandes, viele Jahre stellvertretende Vorsitzende der Wiener Volkshilfe und half entscheidend beim Aufbau der Heimhilfe des Hausfrauenvereins „Die Frau und ihre Wohnung“ mit.

Von 1965 bis 1977 war Maria Hlawka Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen. Die nachhaltige Vertretung von Frauenanliegen war – neben ihrem sozialen und gesundheitspolitischen Engagement – einer der Schwerpunkte ihrer politischen Tätigkeit. Mehr als drei Jahrzehnte setzte sie sich für die Interessen der Frauen in Wien ein und hat damit die Entwicklung der Wiener Frauenpolitik entscheidend mitgestaltet. 1954 wurde Hlawka in den Wiener Landtag und Gemeinderat gewählt, dem sie bis 1978 als Mandatarin angehörte. Von 1967 bis 1973 war sie Vorsitzende des Wiener Gemeinderats, 1967 wurde sie Dritte Landtagspräsidentin, 1969 Zweite und 1973 Erste  Landtagspräsidentin – in den beiden letzten Funktionen war sie die erste Frau.

Johanna Dohnal wurde unter Maria Hlawka Wiener Frauensekretärin. Sie kämpfte für die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruches mit der Aktion “helfen statt strafen”, gründete Selbstbewußtseinsseminare für Frauen, und setzte 1978 das erste Frauenhaus Österreichs in Wien durch.

Anneliese Albrecht folgte von 1977 bis 1982 als Vorsitzende des Wiener Frauenkomitees. Sie war bereits stellvertretende Vorsitzende seit 1975. Außerdem war sie ab 1962 Redaktionsmitglied der sozialistischen Frauenzeitung ‚Die Frau’ und von 1967 bis 1979 deren Chefredakteurin. Im Jahr 1971 wurde sie in den Nationalrat gewählt, dem sie bis 1983 angehörte. Während dieser Zeit engagierte sie sich besonders im Justizausschuss (Fristenlösung, Strafrecht, Medienrecht). Von 1974 bis 1982 war sie Mitglied des Wiener Landesparteivorstandes. Von 1979 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1983 wirkte Anneliese Albrecht als Staatssekretärin für Konsumentenschutz im Kabinett Kreisky.

Friederike Seidl war von 1982 bis 1987 Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen. 1969 wurde Seidl in den Wiener Gemeinderat gewählt und 1983 war sie Amtsführende Stadträtin für Personal, Rechtsangelegenheiten und Konsumentenschutz. Sie war gemeinsam mit Johanna Dohnal eine der eifrigsten Betreiberinnen der Quotenregelung. Die in den Jahren 1989-1991 errichtete Wohnhausanlage, 5., Viktor-Christ-Gasse 15-17, trägt den Namen Friederike Seidl-Hof.

Von 1988 bis 1996 war Ingrid Smejkal Frauenvorsitzende. Smejkals Engagement in der Jugend – und Familienpolitik sowie im Sozialwesen zeigte Vorbildwirkung im In- und Ausland 1976 bis 1978 gehörte Smejkal dem Bundesrat an, 1978 wurde sie in den Wiener Gemeinderat und Landtag gewählt, dem sie bis 1981 sowie von 1984 bis 1996 angehörte. Zwischen 1981 und 1984 wirkte sie als Abgeordnete zum Nationalrat. Von 1984 bis 1994 war sie Amtsführende Stadträtin für die Bereiche Bildung, Jugend, Familie sowie Soziales und Frauenfragen. Seit 1987 war sie als Vizebürgermeisterin und Landeshauptmann-Stellvertreterin tätig. In ihre Amtszeit fällt zum Beispiel die Gründung der MA 57, der Frauenabteilung der Stadt Wien, die Schaffung des 3. Wiener Frauenhauses, die Einrichtung der Gemeinderätlichen Behindertenkommission, die Einrichtung von Integrationsklassen an Wiener Pflichtschulen, die Gründung des Ganslwirtes, die Schaffung einer weisungsfreien Kinder- und Jugendanwaltschaft und die Einrichtung der Wiener Schuldnerberatung.

Von 1997 bis 2019 war Renate Brauner Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen, stellvertretende Vorsitzende der Bundesfrauenorganisation, stellvertretende Landesparteivorsitzende der Wiener SPÖ sowie stellvertretende Bundesparteivorsitzende. Sie setzte sich insbesondere gegen Gewalt an Frauen sowie für die Förderung von Frauenvereinen. Unter Brauners Anleitung wurde der 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien geschaffen und ausgebaut. Außerdem führte sie 2009 den beitragsfreien Kindergarten von 0-6 in Wien als historische, frauenpolitische Maßnahme ein. 

Brauner gehörte 1983 bis 1990 der Bezirksvertretung Margareten an und wechselte 1990 in den Wiener Gemeinderat und Landtag. Seit 1996 war sie als Amtsführende Stadträtin für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz, Personal und Tierschutz und von Juli 2004 bis Jänner 2007 Amtsführende Stadträtin für Gesundheit und Soziales. 2007 wurde Renate Brauner zur Amtsführenden Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke und zur Vizebürgermeisterin bestellt. Außerdem war sie als Präsidentin des Wiener Tourismusverbandes, Präsidentin des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds und Präsidentin des Zuwandererfonds tätig. Ab 2015 übernahm sie erneut das Amt der Amtsführenden Stadträtin für Finanzen, Wirtschaft und Internationales bestellt. Als Frauenvorsitzende konnte Renate Brauner weitere wichtige Erfolge feiern: Sie etablierte Gendersensible Sprache und Gender Budgeting bei der Stadt Wien etabliert, rief den “Wiener Töchtertag”, den “Wiener Frauenpreis” und die WASt für gleichgeschlechtliche Lebensweisen ins Leben. Außerdem setzte sie zahlreiche Maßnahmen zur Förderung von Mädchen und Frauen im Bereich Bildung und Arbeitsmarkt sowie im NGO-Bereich. 

Seit April 2019 ist Marina Hanke Vorsitzende der Wiener SPÖ-Frauen.

Marina Hanke

Marina Hanke ist seit 6. April 2019 Vorsitzende der Wiener SPÖ Frauen. Außerdem ist sie seit 2015 als Landtagsabgeordnete und Gemeinderätin in Wien aktiv und leitet den Verein der Wiener Jugendzentren. 

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