In Krisenzeiten steigt Gewalt gegen Frauen massiv an. Das zeigen Studien z.B. zur Finanzkrise 2007/08. Krisenbedingter Beschäftigungsverlust und die Zunahme an Armut durch die Teuerungen lassen vermuten, dass häusliche Gewalt weiter steigen wird. Finanzielle Abhängigkeit ist zudem Nährboden für Gewalt. Wer in finanzieller Abhängigkeit lebt, kann sich nicht aus einer Gewaltbeziehung befreien. Frauen harren oft in diesen Beziehungen aus, weil sie keine Wahl haben. Durch die Teuerungen werden die Abhängigkeitsverhältnisse von Frauen verstärkt und verfestigt. In Österreich passieren mehr als die Hälfte aller Morde im Familien- und Bekanntenkreis, die Opfer sind mehrheitlich Frauen und Kinder.
Die Teuerungen treffen die Menschen in Österreich verschieden hart. Frauen stehen durch die Inflation besonders oft vor extremen Herausforderungen und viele drohen in die Armut abzurutschen. Wo bereits bisher das Geld knapp war, reicht es jetzt gar nicht mehr zum Leben. Frauenarmut steht in direktem Zusammenhang mit den Benachteiligungen, die durch die geschlechtsspezifische Aufteilung von Haushalts- und Hausarbeit entstehen, sowie mit Arbeitsmarktnachteilen. Frauen leisten nach wie vor den Großteil der unbezahlten Sorge- und Hausarbeit und ordnen bezahlte Arbeit diesen Aufgaben unter. Infolgedessen arbeiten Frauen mehr in schlecht bezahlten Jobs, sind weniger sozialstaatlich geschützt und haben weniger durchgehende Erwerbskarrieren (die mit höheren Löhnen verbunden sind). In der Regel wird der größte Anteil des Haushaltseinkommens vom Mann eingebracht. Eine Trennung bedeutet für viele Frauen, in Armut leben zu müssen.
2022 gab es bereits 28 Morde sowie 25 Mordversuche bzw. Fälle schwerer Gewalt an Frauen durch Männer (Stand 17.10.2022). Die Hälfte der Frauenmorde entfallen auf ältere Frauen, die wegen Isolation und langjähriger Abhängigkeit besonders gewaltgefährdet sind.