Die Inflationsrate für das Jahr 2022 lag bei 8,6 % (Jahr 2021: 2,8 %), im Jänner 2023 betrug sie 11 %. [1]
Wohnung, Wasser und Energie wurden 2022 um durchschnittlich 12,6 % teurer. Der Preisanstieg war dreieinhalbmal so stark wie im Jahr 2021.[2]
Die Preise für Verkehr stiegen mit +16,2 % etwa zweieinhalbmal so stark wie im Jahr 2021, als sie bereits mit 6,6 % überdurchschnittlich stark erhöht worden waren.[3]
Lebensmittel verteuerten sich durchschnittlich um 10,7 % und damit sogar 13-mal so stark wie 2021.[4]
Das heißt …
Etwa 7,1% rechnen damit, Miete, Betriebskosten oder Kredite nicht rechtzeitig zahlen zu können. [5]
Unleistbare Energiekosten: Im Jahr 2021 gaben rund 2 % aller Haushalte in Österreich an, die Wohnung nicht angemessen warm halten zu können. Rund 3,2% der Haushalte hatte bereits 2020 überdurchschnittlich hohe Energiekosten, wodurch besonders niedrige Einkommen belastet sind. Die Einkommensentwicklung und Daten zum persönlichen Wohlbefinden zeigen eine steigende Tendenz: Ende 2021 konnten es sich 6,6 % der Haushalte nach eigenen Angaben nicht mehr leisten die Wohnung angemessen warm zu halten, Mitte 2022 war es bereits für 9,2 % der Haushalte nicht mehr finanzierbar. [6]
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung plant künftig weniger für größere Anschaffungen auszugeben. [7]
Lebensmittel- und Energiekonzerne fahren Übergewinne ein. Zum ersten Mal seit 25 Jahren haben sowohl extremer Reichtum als auch extreme Armut gleichzeitig zugenommen. [7]
Frauen sind härter betroffen
Gründe dafür sind: Frauen verdienen immer noch weniger als Männer, erhalten dadurch weniger Pension bzw. Sozialleistungen, haben weniger Vermögen und arbeiten öfters Teilzeit.
Der Gender-Pay-Gap – also der Unterschied bei den Bruttostundenverdiensten – beträgt in Österreich 17,1%, in Wien 12%.[8]
Tatsächlich haben Frauen in Österreich durchschnittlich 36% bzw. 13.075 Euro weniger Bruttojahreseinkommen als Männer. Gründe sind die hohe Teilzeitquote bei Frauen, mangelnde Lohntransparenz, schlechtere Aufstiegschancen und die schlechtere Bezahlung von „frauendominierten Branchen“.[9]
In Österreich haben Frauen im Durchschnitt um 29 % weniger Vermögen als Männer, innerhalb von Paarhaushalten, bei denen der Mann über das Vermögen verfügt, ist die Lücke deutlich größer. [10]
Fast 20% des weiblichen Beschäftigten verdienen weniger als 1.300 Euro netto, unter Männern sind hingegen 9% Teil des Niedriglohnsektors. [12]
Frauenarmut steht in direktem Zusammenhang mit den Benachteiligungen, die durch die geschlechtsspezifische Aufteilung von Haushalts- und Hausarbeit entstehen, sowie mit Arbeitsmarktnachteilen. Diese hängen mit Teilzeitarbeit, Karenz, Berufswahl und den damit verbundenen sozialen Absicherungen und Abhängigkeiten von den primären Haushaltseinkommenserbringern zusammen. Frauen leisten nach wie vor den Großteil der unbezahlten Sorge- und Hausarbeit und ordnen bezahlte Arbeit diesen Aufgaben unter. Infolgedessen arbeiten Frauen mehr in schlecht bezahlten Jobs, sind weniger sozialstaatlich geschützt und haben weniger durchgehende Erwerbskarrieren (die mit höheren Löhnen verbunden sind). In der Regel wird der größte Anteil des Haushaltseinkommens vom Mann eingebracht. Im Falle einer Trennung rutschen Frauen daher eher in die Armut ab.
Insgesamt haben rund 70% der österreichischen Haushalte einen männlichen Hauptverdiener. Das durchschnittliche Einkommen dieser ist um 13.900 Euro pro Jahr höher, als jenes von Haushalten, bei denen eine Frau Hauptverdienerin ist.[13]
In Zwei-Eltern-Haushalten mit Kindern sind knapp 93% der Männer erwerbstätig, bei den Frauen mit Kindern unter 15 sind es nur 67% und 86% bei Frauen mit Kindern über 15 Jahren.[14]
72,8% der erwerbstätigen Frauen, die Kinder unter 15 Jahre haben, arbeiten Teilzeit, bei den Männern sind es nur 6,8%. Bei Kindern über 15 arbeiten 50,4% der Frauen Teilzeit, und nur 3,7% der Männer.[15]
Zeit ist für Frauen Mangelware
Bei Frauen hört der Arbeitstag nicht mit Feierabend auf. Zu Teil- oder Vollzeitjob kommt der Haushalt, sich ums Kind kümmern, Einkaufen, und und und. Viele Frauen sehen sich gar nicht mehr aus. Freizeit und Zeit für sich? Für die meisten ein unleistbarer Luxus. Auch die Wiener Frauenbefragung 2022 hat gezeigt: Unbezahlte Arbeit ist nach wie vor überwiegend Frauensache – auch eine Vollzeittätigkeit schützt nicht vor ungleicher Aufteilung der Haus- und Familienarbeit. Selbst Frauen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen müssen den Großteil der unbezahlten Arbeit wie Kinderbetreuung oder Pflege und Betreuung von Angehörigen stemmen.
In der heutigen Zeit ist es für viele finanziell unvorstellbar, die Arbeitszeit auf Teilzeit zurückzuschrauben. Und Vollzeit heißt dank der jahrelangen, arbeitnehmer:innenfeindlichen Politik der ÖVP meistens nicht “nur” 9-to-5. Mit dem 12-Stunden-Tag wurden Arbeitszeiten “flexibilisiert”, in der Realität heißt das, man muss noch mehr und länger verfügbar sein. Arbeitnehmer:innen können sich jedoch selten aussuchen, wie lange sie arbeiten.
Frauen – insbesondere Alleinerzieherinnen und ältere Frauen – sind besonders gefährdet
Alleinerziehende tragen das höchste Armutsgefährdungsrisiko. Die Teuerung drängt viele an den Rand der Existenz. Zudem erschweren Betreuungspflichten die Erwerbschancen der Alleinerziehenden. Hinzu kommt ein daraus resultierender erschwerter Zugang zu leistbarem Wohnraum. Eine weitere Schwierigkeit, mit der hauptsächlich alleinerziehende Frauen konfrontiert sind, sind fehlende oder nicht ausreichende Unterhaltszahlungen.
Altersarmut ist ein immer größer werdendes Problem. Betroffen sind vor allem Frauen, weil das Pensionssystem an bezahlter Arbeit ausgerichtet ist. Bei vielen Frauen reicht die Pension daher nicht zum Leben.
26% der alleinlebenden Frauen mit Pension sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet – bei Männern sind es 16%. [17]
Kinder bis 17 Jahre sind mit 23% die gefährdetste Altersgruppe, gefolgt von Frauen zwischen 18 und 34 Jahren, von denen 21% armutsgefährdet sind. [18]
Während die Armutsgefährdung bei Männern mit dem Alter sinkt, nimmt sie bei Frauen zu. Derzeit sind 18% der Frauen über 65 armutsgefährdet.[19]
Insgesamt gibt es in Wien 44,4 Tausend Ein-Eltern-Familien, davon sind 84,5 Prozent alleinerziehende Frauen. [20]
36% von Alleinerziehenden sind Armutsgefährdet, 47% armuts- oder ausgrenzungsgefährdet – im Vergleich: bei Mehrpersonenhaushalten mit einem Kind sind 10% und mit mehr als drei Kindern 29% armutsgefährdet. [21]
Insbesondere Kinder aus Familien von Alleinerziehenden sind armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Die Hälfte aller in Armut lebenden Kinder wächst bei ihren alleinerziehenden Müttern auf. [22]
Pensionen und Sozialleistungen
Als Folge niedrigerer Einkommen haben Frauen auch Nachteile bei der sozialen Absicherung, insbesondere im Alter und bei Arbeitslosigkeit. Frauen bekommen um rund 16% weniger Arbeitslosengeld, um 13% weniger Notstandshilfe und um 41% weniger Pension.
Der gewaltige Pensionsunterschied entsteht durch geringere Einkommen und dadurch, dass Frauen nach wie vor den Löwenanteil der Kinderbetreuung übernehmen und daher nicht Vollzeit arbeiten können. Denn vor allem lange Teilzeitphasen belasten das spätere Pensionseinkommen enorm. So reduzieren fünf Jahre Teilzeitarbeit die Pension einer Frau, die davor etwa ca. 2.900 Euro brutto verdient hat, um etwa 180 Euro netto im Monat. Bei 15 Jahren Teilzeit fehlen dann schon 560 Euro jeden Monat beim Pensionseinkommen.
Während Männer in Österreich eine monatliche Durchschnittspension von 2.103 Euro beziehen, sind es bei Frauen nur 1.239 Euro, also ganze 41,1 Prozent bzw. 864 Euro weniger.[23]
In Wien, beträgt der Unterschied im Schnitt 30,8 Prozent.[24]
Die durchschnittliche Höhe des Arbeitslosengeld-Tagsatzes beträgt bei Männern 38,11 Euro, bei Frauen nur 32,55 Euro.[25]
Bei der Notstandshilfe haben Frauen durchschnittlich 27,8 Euro, Männer hingegen 31,64 Euro pro Tag zur Verfügung.[26]